Dass es in der Millionenstadt südlich von Düsseldorf so oft zu schweren Überschwemmungen kommt (siehe auch „Da schwimmt ne Kölner…„), liegt vor allem daran, dass Vater Rhein stromabwärts in einem zu engen Bett gefangen ist. Das ist bei uns schlauen Düsseldorfern anders. Der entscheidende Hochwasserschutz heißt „Urdenbacher Kämpe“ und ist ein teilweise renaturiertes Altrheingebiet am rechten Rheinufer zwischen Baumberg und Benrath. Der nördliche Teil bis zum Anleger der Uedesheimer Fähre ist zudem ein beliebtes Spaziergehgebiet. Im August schrieb die „Rainer’sche Post“ über die Urdenbacher Kämpe dieses Loblied:

Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön, und wenn man zufällig dort geboren ist, dann zieht es einen immer an den Rhein. Und davon hat die Stadt reichlich. Innerhalb der Stadtgrenzen liegen die Stromkilometer 719 bis 754 – von Wittlaer im Norden bis Urdenbach im Süden. Dass der Rhein ein wunderbarer Fluss ist, sagen nicht nur die Lokalpatrioten. Ich meine sogar, dass der Rhein bei Düsseldorf am schönsten ist. Hier findet sich auf 35 Kilometern eine Uferlandschaft, wie sie sonst am Oberlauf des mythenreichen Stroms kaum zu finden ist. Eine der schönsten Plätze auf dieser Strecke ist die Urdenbacher Kämpe, ein von der Zivilisation kaum behelligte Rheinaue.

Schon seit den Fünfzigern Naturschutzgebiet

Schon in den frühen fünfziger Jahren wurde dieses Überschwemmungsgebiet zum Naturschutzgebiet erklärt. Mein Vater hatte ein paar Jahre lang dort eine Wiese gepachtet – keine Ahnung warum. Wir waren auch nicht oft dort, aber ich erinnere mich an friedliche Familienpicknicks mit Federballspiel. In Sachen Flussregulierung erfüllt die Kämpe – und auch die direkt angeschlossene Baumberger Au – eine wichtige Funktion: Bei stark anschwellendem Hochwasser wird das Gelände fast völlig überflutet; das Wasser findet Platz und verhält sich auf dem Stadtgebiet entsprechend freundlich. Davon können die Kölner mit ihrem eingezäunten Strom bis über Bonn hinaus nur träumen.

Bei Niedrigwasser findet man weiträumige Kiesflächen direkt am Wasser, die ein bisschen dem ähneln, was man vom Unterlauf der Isar her kennt. Das Kiesbett endet an einer sanften Böschung, die mit allerlei Gräsern und Stauden bewachsen ist. Hier hat sich ein Trampelpfad gebildet, der dem Flusslauf folgt. Der Bogen wird über knapp zwei Kilometer lange Pappelallee abgeschnitten, die aber auch nur aus einem holprigen Weg unter den Bäumen besteht. Dazwischen dehnt sich eine Wildwiese mit großen Brennesselplantagen und anderem Gestrüpp aus.

Am alten Fischerhaus

Am angenehmsten betritt man die Kämpe vom Benrather Schlossufer aus. Ein paar hundert Meter hinter dem Schiffsanleger findet sich das Alte Fischerhaus, das in einem eigenartigen, reich verzierten Haus eine prima Küche bietet. Zum Rhein hin gibt es eine der schönsten Restaurantterrassen der Stadt. Und gleich hinter dem Grundstück biegt der Fußweg in die Kämpe ab. Dort gibt es einen Übersichtsplan. Man überquert ein Brückchen über den Urdenbacher Altrhein und landet am Rand einer prächtigen Streuobstwiese.
Wer gut zu Fuß ist und Zeit hat, kann nun den ganz großen Bogen schlagen. Auf dem Hinweg bewegt man sich dann immer parallel zum Rhein. Nach einem Drittel des Wegs stößt man auf die Fähre nach Uedesheim. Wer genug hat, geht den Weg hoch und kehrt beim Campingwirt ein. Dessen Kneipe sollte auch denkmalgeschützt werden, denn dort herrschen Design und Geist der fünfziger Jahre. Entlang der Fahrstraße könnte man nun in den Ort Urdenbach gehen. Besser ist es aber, vorher an der Straße Am Alten Rhein links abzubiegen und über das Benrather Schlossufer wieder am Ausgangspunkt anzukommen.

Natürlich kann man den Weg auch ohne Abstecher zum Campingwirt fortsetzen und immer entlang des Ufers die Runde bis in die Baumberger Au zu gehen. Für diese Rundwanderung muss man aber gut und gerne drei Stunden einrechnen.

Typisch für die Urdenbacher Kämpe sind nicht nur die uralten Silberpappeln, die im Wind rascheln, sondern auch die verschiedenen Formen der für den Niederrhein typischen Weiden. Im südlichen Teil gibt es viele Kopfweiden, denen aus dem schrundigen Stamm Zweige wachsen wie die Haare auf einem Kopf. Aber auch Krüppelweiden mit ihren wilden Formen finden sich. Rund um die Wiesen haben sich die früher üblichen Bruchgewächse angesiedelt, und vielerorts haben sich halbwilde Apfelbäume gehalten. Wer mehr über Flora und Fauna der Kämpe wissen will, kann an einer der vielen Veranstaltungen der Biologischen Station im Haus Bürgel teilnehmen.

[Zuerst erschienen in der „Rainer’schen Post“ am 15.08.2008]

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