Spaziergänger, die im Sommer außerhalb der Städte am Rhein entlangschlendern, fühlen sich oft belästigt – die Rede ist von den schnelle, wendigen und ehr lauten Wasserfahrzeugen, die man „Jetskis“ nennt. Deren Pilotinnen und Piloten gelten vielfach als Störenfriede, meist auch als Angeber, und nicht weniger Leute fragen sich: Dürfen die das überhaupt? Ja, sie dürfen. Im Amtsdeutsch handelt es sich um sogenannte „Wassermotorräder“, in bestimmten Abschnitten, zu gewissen Urzeiten und unter festgelegten Regeln auf Bundeswasserstraßen herumkariolen dürfen. Geregelt ist der Betrieb der wasserstrahlgetriebenen Kisten durch die „Verordnung über das Fahren mit Wassermotorrädern auf den Binnenschifffahrtsstraßen (Wassermotorräder-Verordnung)“. Diese Verordnung besagt übrigens, dass Jetskis auf deutschen Binnenseen (bis auf eine Ausnahme) gar nicht gefahren werden dürfen und auf bestimmten Stauseen nur mit Sondergenehmigung.

Alles klar geregelt

Dieses Wasserverkehrszeichen zeigt an: Hier dürfen Jetskis fahren

Dieses Wasserverkehrszeichen zeigt an: Hier dürfen Jetskis fahren

Damit haben es die Fans dieser Flitzer deutlich besser als ihre Kollegen in der Schweiz und Österreich, wo Jetskis schlicht verboten sind. Während bei den Österreichern zumindest offizielle Sportwettbewerbe für Wassermotorräder zugelassen werden, haben die Eidgenossen die Dinger ausnahmslos verbannt. Beobachtet man die Jetski-Fahrerinnen und -Fahrer auf dem Rhein bei Köln, Düsseldorf und Duisburg, fragt man sich schon, was genau die da treiben. Sicher: Gerade Anfänger haben genug Spaß, mit ihren rasanten Bötchen einfach übers Wasser zu flitzen. Fortgeschrittene aber üben sich im Slalom oder Figurenfahren – beides ist auf den Bundeswasserstraßen, also auch auf dem Rhein überall erlaubt, wo das entsprechende Verkehrszeichen am Ufer steht.
Jetski-Freunde auf dem Rein bei der Panzerrampe unterhalb der Düsseldorfer Esprit-Arena

Jetski-Freunde auf dem Rein bei der Panzerrampe unterhalb der Düsseldorfer Esprit-Arena

Erlaubt sind auch Touren, wobei die Pilotinnen und Piloten dabei besondere Bedingungen einhalten müssen. Bei offiziell „Wanderfahrten“ genannten Veranstaltungen müssen die Jetskis auf einer erkennbar geraden Strecke zwischen Start und Ziel bewegt werden und dürfen ein und dieselbe Stelle erst nach mindestens einer Stunde Pause wieder passieren. Wie die meisten Regeln dient auch diese Vorschrift dazu, die Lärmbelästigung durch Jetskis zu verringern. Denn die ist für Erholungssuchende auf und am Rhein eine echte Qual. Dass die Maschinen so laut sind, hat damit zu tun, dass sie von recht großvolumigen und leistungsstarken Viertaktmotoren angetrieben werden und sich durch einen (Unter)Wasserstrahl fortbewegen, der per Impeller – einer Art hochdrehenden Turbine – erzeugt wird. Tatsächlich sind aktuelle Modelle aber schon deutlich leiser als die zweite Generation Jetski, die als erste in größeren Stückzahlen nach Deutschland kamen.

Leistungsstark und teuer

Die preiswertesten Neufahrzeuge kosten auf jeden Fall über 8.000 Euro, die Spitzenmodelle kratzen an der 20.000-Euro-Marke. Selbst gebraucht sind die weit verbreiteten Maschinen von See-Doo, Yamaha und Kawasaki kaum für weniger als 12.000 Euro zu haben; in diesem Preis ist dann bisweilen sogar der unverzichtbare Hänger enthalten. Während die Wassermotorräder der Neunzigerjahre selten mehr als 100 PS unter der Fronthaube hatten, sind 250 oder gar 320 PS bei aktuellen Jetskis beinahe schon der Normalfall. Damit erreichen die rasanten Schwimmkörper dann bis zu 140 km/h – auf dem Wasser! Bei derartigen Geschwindigkeiten wird das Unfallrisiko natürlich deutlich höher; eine Statistik über Unfälle und die Folgen für die Fahrerinnen und Fahrer existiert nicht. Wie alle Wasserfahrzeuge mit mehr als 15 PS braucht man einen Bootsführerschein, um einen Jetski pilotieren zu dürfen. Hat man die entsprechende Lizenz, kann man auch mit einem gemieteten Gefährt ausprobieren, ob man an dieser Art Wassersport Spaß hätte. Das kostet zwischen rund 150 und 200 Euro pro Tag oder um die 400 Euro für ein Wochenende.

Nicht nur ruhebedürftige Großstädter haben ihre Probleme mit den Jetski-Rasern, auch die Schiffsführer der Binnenschiffe sind nicht immer gut auf sie zu sprechen. Vor allem wegen einer Unart: Manche nicht so schlaue Anhänger dieses Wassersports machen sich nämlich einen Spaß daraus, die Heckwellen der Schiffe zu kreuze, weil so tolle Sprünge möglich werden. Das geht aber nur, wenn sie den Kähnen sehr nahe kommen und die Fahrrinnen kreuzen – was natürlich nicht ungefährlich ist. So bleibt der Sport mit Wassermotorrädern kontrovers, auch wenn er gesetzlich klar geregelt ist und Verstöße von der Wasserschutzpolizei streng verfolgt werden.

[Titelbild: Eigenes Werk von Backlit via Wikimedia]

Teilen.

Antworten