Wennste schreibs, Ruhrort is schön, dat glaubt dir doch kein Mensch. Ist aber wahr. Diese Stadt an Rhein und Ruhr, die sich 1905 aus freien Stücken mit Meiderich und Duisburg zu einer Großstadt zusammentat, ist ein angenehmer und authentischer Ort, von denen es nur noch wenige gibt. Eigentlich ist Ruhrort ganz viel Hafen, denn der größte Binnenhafen Europas liegt ganz auf dem Gebiet dieser 1371 gegründeten Ansiedlung. Die lag übrigens ursprünglich auf dem linken Rheinufer. Ein Rheindurchbruch nahm dem gegenüberliegenden Homberg seine Rheinwiesen, und auf denen wurde die Ruhrort errichtet.

Ein bisschen Schimanski

Google-Map: Duisburg-Ruhrort

Seien wir ehrlich: Die Stadt Duisburg ist vor allem durch die Tatort-Folgen mit dem Kommissar Horst Schimanski ins öffentliche Bewusstsein gerutscht. Die erste Folge hieß tatsächlich „Duisburg-Ruhrort„, spielte dort und wurde zu großen Teilen an Originalschauplätzen in Hafennähe gedreht. Die Kneipe, in der Schimanski den Verdächtigen aufspürt, gibt es wirklich – es ist aber nicht dieselbe, die im Film vorkommt. Denn „Zum Anker“ ist seit Kurzem ein Restaurant und Eis-Café. Überhaupt hat man bei allen Schimanski-Szenen, die in Ruhrort spielen, immer heftig einen auf Hafenstadt gemacht. Dabei ist Ruhrort ganz sicher kein zweites St. Pauli, sondern eher ein beschauliches Städtchen mit knapp 5.600 Einwohnern.

Das ist durch den Hafen komplett von der Duisburger Innenstadt abgetrennt und mit dem angrenzenden Meiderich auch nur durch eine Straße verbunden. Diese Isolation hat offensichtlich dazu geführt, dass sich hier ein eigener Menschenschlag halten konnte, der eher niederrheinisch erscheint als ruhrpöttisch. Tatsächlich spielt der Rhein hier die Hauptrolle. Von ihm zweigt der Vincke-Kanal ab, der zu den Hafenbecken links und rechts der Stahlinsel führt. Gleich nach der Einfahrt vom Strom findet man an dessen Nordufer die schöne Hafenpromenade mit den Museumsschiffen und dem Steiger für Hafenrundfahrten an der Schifferbörse.

Das berühmte Tausendfensterhaus

Hier steht die 1901 eröffnete Schifferbörse, die den Binnenschiffern Raum und Schutz bei der Abwicklung ihrer Geschäfte bot, die vorher per Handschlag und unter freiem Himmel abgeschlossen wurden. Heute ist der Bau ein Bürohaus, das ein Restaurant beherbergt – genauer: beherbergte. Denn die Gastronomie an dieser Stelle steht unter keinem guten Stern. Vor Jahren wurde das Restaurant „Schifferbörse“ als eines der besten weit und breit gerühmt. Dann musste es schließen. Ein neuer Pächter hielt kaum zwei Jahre durch. Nun bewirtschaftet ein Caterer die beiden Küchen und Gasträume, bietet aber keinen durchgehenden Restaurantbetrieb.

Eine weitere Berühmtheit ist das Tausendfensterhaus kurz hinter der Vincke-Brücke, das eigentlich „Haus Ruhrort“ heißt. Es erinnert daran, dass Ruhrort natürlich auch mit der Stahlindustrie des Ruhrgebiets verbunden ist. Erbaut wurde es 1922 als Verwaltungsgebäude der Rheinischen Stahlwerke. Ursprünglich war die Stelle ein Becken des Werfthafens, das zum Zwecke der Bebauung zugeschüttet wurde. Alle Veränderungen der Montanindustrie über die Jahre ließen sich am Tausendfensterhaus ablesen, das schließlich Ende der Achtzigerjahre leer stand. Ab 1992 wurde der Bau grundlegend saniert. Weil es sich – was man von außen nicht vermutet – um eine Stahlskelettkonstruktion handelt, konnte man das Innere komplett entkernen und neu ordnen. Heute beheimatet das Haus Ruhrort diverse Unternehmen und eine weithin bekannte Augenklinik.

Der Hafen – ein Kapitel für sich

Auch wenn der Hafen voll und ganz auf Ruhrorter Gebiet liegt, ist er doch ein Kapitel für sich. Es kommt einem vor Ort sogar so vor, als habe die Stadt mit dem Hafen nur wenig zu tun. Ja, eigentlich bezieht sich Ruhrort viel mehr auf Homberg, den linksrheinischen Stadtteil von Duisburg. Verbunden sind die beiden Orte durch die Friedrich-Ebert-Brücke. An gleicher Stelle war 1907 die ganz im Stil der Zeit erbaute „Admiral-Scheer-Brücke“ errichtet worden, die am 4. März 1945 von Pionieren der Wehrmacht gesprengt wurde. Erhalten sind die beiden Brückentürme auf Ruhrorter Gebiet, zwei imposante Bauwerke mir markanten Kupferdächern. Schon 1954 konnte die neue Brücke eröffnet werden, die mehrfach verstärkt und renoviert wurde.

Es lohnt sich, Ruhrort zu entdecken. Am besten nähert man sich der Stadt auf dem Rhein, zum Beispiel bei einer Hafenrundfahrt, die am Schwanentor am Innenhafen beginnt. Dann kann man am Steiger an der Schifferbörse aussteigen und die Stadt zu Fuß erkunden. Zurück nach Duisburg geht es ganz einfach mit der Straßenbahnlinie 901 ab Friedrichplatz oder Bergiusstraße. In kaum einer Viertelstunde ist man dann wieder in der Duisburger Innenstadt.

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