Ja, wenn über Jahrhunderte niemand auf die Idee kommt, die Stadtmauern zu schleifen, sondern auch dann bestehen zu lassen, wenn sie eigentlich nicht mehr nötig sind, dann entstehen solche Schmuckstücke wie die Stadt Zons. Auch wenn die Lage nicht ganz durchsichtig ist, spricht alles dafür, dass diese Ansiedelung bereits im 7. Jahrhundert bestand. Und vermutlich hat sich seit dem 15. Jahrhundert nicht viel verändert in der ehemaligen Zollfeste. Jedenfalls hat sich die grundsätzliche Struktur samt Befestigungsanlagen und St.-Martinus-Kirche sowie die Mehrheit der Häuser seitdem erhalten. Das macht Zons zu einem eindrucksvollen Ausflugsziel am Rhein, fast genau in der Mitte zwischen Köln und Düsseldorf.

Zons und Umgebung im Jahr 1807

Zons und Umgebung im Jahr 1807

1372 wurde die gerade fertiggestellte Zollfestung zur Stadt erhoben. Heute ist sie im Zug der kommunalen Neugliederung von 1975 nur noch ein Stadtteil von Dormagen. Die etwas über 5.700 Einwohner von Zons ignorieren diesen Umstand nach Kräften und fühlen sich einfach weiterhin unabhängig. Zumal im Ort vorwiegend Menschen wohnen, deren Familien hier schon ewig und drei Tage ansässig sind. Natürlich hat man in den vergangenen hundert Jahren möglicherweise die Branche gewechselt. Denn spätestens seit den Fünfzigerjahren spielt der Tagestourismus als Einnahmequelle eine wichtige Rolle. Zuvor lebten die Zonser – ganz in der Tradition einer Zollfeste – vor allem vom Handel und vom Handwerk.
Die Freilichtbühne in Zons

Die Freilichtbühne in Zons

Wie üblich waren der stark befestigten Stadt auch Aussiedlerhöfe zugeordnet, die bei der Versorgung der Bürger mit Lebensmitteln eine wichtige Rolle spielten. Davon gab es zwei große südlich der Mauern sowie eine ganze Reihe kleinerer in Richtung Straberg und Kloster Knechtsteden. Und wenn man sich in der wohlgewählten Isolation überhaupt auf andere Orte bezog, dann eher auf die anderen Rheindörfer im Norden und sogar am rechten Ufer des Rheins. Schließlich muss es schon im 12. oder 13. Jahrhundert eine Fährverbindung nach dem, was heute Urdenbach ist, gegeben haben. Die aktuelle Rheinfähre von Zons nach Urdenbach gibt es nachweisbar schon seit über 250 Jahren. Sie ist übrigens die schönste Möglichkeit, aus Düsseldorf über den Fluss in die mittelalterliche Stadt zu kommen.

Google-Map: Stadt Zons am Rhein

Gründer der Zollfeste und damit auch der Stadt war der Kölner Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden, dem man in unmittelbarer Nähe zum Rheintor eine Statue errichtet hat. Seine Existenz verdankt die Stadt der Tatsache, dass Friedrich III. den Autonomiebestrebungen der Stadt Neuss entgegentrat. Die hatten sich ohne Erlaubnis das Stapelrecht angeeignet, das besagte, dass Schiffe entweder alle Waren in der Stadt anbieten oder Zoll entrichten mussten. Aber am Niederrhein stand nur der Stadt Köln dieses Recht zu. Außerdem mussten die Schiffe über die Erft in den Neusser Hafen fahren, der durch die Rheinverlagerung einige Kilometer im Landesinneren bestand. Der Erzbischof entzig den Neusser das Recht und übertrug es auf die Feste Zons. Die Abwicklung an den Anlegeplätzen in Zons verlief um Tage schneller, sodass der gesamte Handel am Rhein durch diese Maßnahme beschleunigt wurde.
Die Torschenke in Zons

Die Torschenke in Zons

In der Folge wurden die Zonser Bürger sehr, sehr wohlhabend und bauten sich schicke und stabile Häuser. Innerhalb der trapezförmigen Befestigungsanlage sind davon rund 45 Gebäude erhalten und werden vorwiegend als Wohn- und Geschäftshäuser genutzt. Natürlich wurde aus manchem Bürgerhaus im 20. Jahrhundert ein Café oder Restaurant. So gehört es zum üblichen Ausflusgprogramm, in einer dieser netten Gastwirtschaften einzukehren. Beliebt sind unter anderem die Torschenke und das Eiscafé am Rheinturm. Bevor man sich stärkt, schlendert man aber nicht nur durch die Altstadt, sondern unternimmt einen Spaziergang außerhalb der Mauern durch die Rheinauen, die hier so schön sind wie beinahe nirgends am Niederrhein.

Und natürlich besichtigt man auch die vielen Sehenswürdigkeiten des mitteralterlichen Ortes – angefangen mit dem Rheintor und dem Krötschenturm über die Burg Friedestrom, den Mühlen- und den Juddeturm bis zur Dreifaltigkeitskapelle und St. Martinus. Weil es so viel zu sehen und zu erleben gibt in der Stadt Zons, kommen die meisten Ausflügler immer wieder hierher. Zum Beispiel mit einem Schiff der Weissen Flotte ab Düsseldorf-Altstadt. Die Zons-Fahrten finden den Sommer über jeden Mittwoch statt. Abfahrt ist um 11:30. Von 14:00 bis 17:00 dauert der Aufenthalt in Zons, und um 18:00 ist man wieder zurück an der Pegeluhr an der Rheinpromenade.

[Fotos: Zons am Rhein]

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